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Markierte Fußwege in der GIP

Posted by Robhubi on 22 October 2023 in German (Deutsch).

Die Graphenintegrations-Plattform (GIP) ist der zentrale, österreichweite Verkehrsgraph für alle Verkehrsformen inkl. Schiffe, U-Bahnen, Seilbahnen, Busse, KFZ, Radfahrer, Fußgänger etc.

Eine der markantesten Anwendung ist die intermodale Verkehrsauskunft für ÖV, MIV, Rad und Fußverkehr. Z.B. können Fußgänger die letzten Meter zwischen Haltestelle und Ziel durch Parkwege, Durchgänge etc. geroutet werden.

Diese amtlichen Daten werden in regelmäßigen Intervallen aktualisiert und unter CC-BY-4.0 allen Interessenten zur Verfügung gestellt. Die Quelldaten bleiben dabei im Besitz der Eigner (z.B. ASFINAG, ÖBB, Bundesländer …), es findet nur ein Abgleich der relevanten Daten statt.

Naturgemäß sind die höherrangingen Verkehrsdaten bevorzugt und inzwischen auch vollständig erfasst. Bei den Radrouten beginnt es sich auszudünnen, zur Zeit sind zumindest die Landesradwege österreichweit erfasst und als OGD verfügbar. Die Radrouten der Tourismusverbänden fehlen noch überwiegend.

Völlig blank ist die GIP bei den Wanderwegen. Mich wundert das nicht, denn Wanderwege sind eigentlich keine Verkehrswege sondern eher Wege für Freizeit und Sport. Im Gegensatz zu den Seilbahnen ist auch die unmittelbare wirtschaftliche Bedeutung gering.

Interesseneigner Wanderwege

Amtliche Daten zu den Wanderwegen könnte die Finanzierungskette Land - Tourismusverbände - Wanderwegeersteller (meist Gemeinden) transparenter und nachhaltiger gestalten. Sicher ein Vorteil für die Länder, weniger für die Tourismusverbänden, die den Freiraum gerne nutzen.

Möglicherweise ist auch das Militär daran interessiert. Die eigenen Ressourcen im Institut für Militärisches Geowesen (IMG) reichen für die eigenständige Datenerhebung nicht aus. Die historisch lang zurückreichende Unterstützung durch die Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (BEV) ist 2011 durch Einstellung der Österreichischen Militärkarte weitgehend weggefallen.

Das Hauptproblem bei den Markierten Wegen ist aber die Infrastruktur, die Geodaten des Weges selbst. Die Verortung der Wege war seit 1818 Aufgabe des Militärgeographisches Instituts und seiner Nachfolgerorganisation der BEV. Einsparungsmaßnahmen, Ressourcenknappheit und die vielfältigen Möglichkeiten der Luftaufnahmen reduzierten die Feldbegehungen auf ein Maß, dass die Pflege der kleinen Wegen nicht mehr möglich war. Seit 2014 werden die Wegmarkierungen in den Karten der BEV nicht mehr nachgeführt.

Damit ist auch dem Österreichischen Alpenverein (ÖAV) ein wesentlicher Stützpfeiler weggebrochen. Die AV-Kartographie stellt zwar auch topographische Karten her, aber das sind Hochgebirgskarten, überwiegend in den Ostalpen. Sie sind nicht flächendeckend, bundesweit verfügbar.

ÖAV

Errichtung, Wartung und Dokumentation sind eine Kernkompetenz des ÖAV seit der Gründung 1862 durch drei Studenten in Wien. Die erste AV-Karte wurde bereits 1865 herausgegeben. Heute sind es 56 topographische Hochgebirgskarten der Ostalpen, die laufend aktualisiert werden.

Die markierten Wege in diesen Karten bieten eine hohe Darstellungsqualität bei einfacher Zugänglichkeit. Ganz anders sieht es bei den Wegen außerhalb der Kartenabdeckung aus. Die meist handschriftlichen Skizzen bei den Wegewarten sind von unterschiedlicher Qualität und nur sehr schwer zugänglich.

Seit 2004 arbeiten ÖAV und DAV gemeinsam an der Entwicklung eines alpinen Wege-Informationssystems (WegeGIS). Die beiden Pilot-Projekte EDELWEISS und AWIS (Abschluss 2010) offenbarten den Knackpunkt: woher kommen die Geometriedaten. Weder der ÖAV noch die BEV sahen sich imstande diese Daten flächendeckend zu liefern.

Die Lösung war, die Last auf mehreren Schultern zu verteilen. Die Initialdaten der Wegegeometrien kommen von den Bundesländern. Die Wegewarte der alpinen Vereine attributieren diese Geodaten mit Zusatzinformationen zur Wegeart. Der BEV generiert daraus einen amtlichen Datensatz, der in das Österr. Grundkartenwerk einfließt.

Das Projekt AWIS.GIP ist seit 2016 aktiv. Der ÖAV betreibt eine eigene GIP-Instanz, die mit den Geo-Daten der Projektpartner synchronisiert wird. Die Wegewarte verwenden die benutzerfreundliche App “Contwise Infra” zum Attributieren der Wanderwege. Automatisierte Prozesse synchronisieren die Daten zwischen der Wegedatenbank auf dem Contwise-Server und der AWIS-GIP.

Status Wanderwege in der GIP

Wanderwege im Sinne von Routen über mehrere Wegekategorien gibt es im öffentlich zugänglichen Teil der GIP noch gar nicht. Was es gibt sind einzelne Wegabschnitte die mit “Wanderweg” attributiert sind. Konkret sind das die Tags

Streetcategory 
MW   Mountainbikeweg und Wanderweg 
WA   Wanderweg 

FRC 
300   Wanderweg 

FRC steht für die “Funktionale Straßenbedeutung”. Alle Wege in der GIP danach gefiltert und pro Bundesland zusammenfasst, ergibt (Stand 03/2023):

Bundesland # Wege Länge [km]
Vorarlberg 7005 2432,9
Kärnten 3654 989,9
Tirol 3239 944,0
Oberösterreich 2478 626,1
Salzburg 56 28,5
Burgenland 20 5,2
Steiermark 16 3,4
Niederösterreich 0 0,0
Wien 0 0,0

Die nachfolgende Grafik zeigt die regionale Verteilung der Wanderwege und ihre zeitliche Entwicklung von 2019 bis 2023 (Kartenhintergrund (c) OpenStreetmap und Mitwirkende).

Auffallend ist das dichte Wegenetz in Vorarlberg, hier scheint die Erfassung der Wanderwege abgeschlossen zu sein. Demgegenüber fallen die übrigen westlichen Bundesländer bereits deutlich ab. In den östlichen Bundesländern herrscht gähnende Leere.

Bis alle Wanderwege Österreichs in der GIP erfasst sind, werden wohl noch einige Jahre ins Land ziehen.

Location: Vogelhütte, Hötting, Innsbruck, 6920, Österreich

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